Was ist zirkuläres Fragen?

Zirkuläres Fragen (zirkulär = kreisförmig) ist eine Fragetechnik, die v. a. in der systemischen Therapie und der systemischen Beratung eingesetzt wird. Zirkuläre Fragen heißen auch triadische Fragen.

Mit den zirkulären Fragen kann der Therapeut Hypothesen bilden, wie es zu einem Problem kommen konnte, genauer gesagt – zu der Definition: „Das ist ein Problem.“

Bei näherer Betrachtung fällt schnell auf: Je nach Kontext, in dem ein Mensch als Beobachter aktiv ist, entsteht eine andere Beschreibung ein und derselben Lage.

Die zirkuläre Fragetechnik zählt zu den Interviewtechniken, die Beziehungen sichtbar machen können.

Zuerst denken die meisten an Beziehungen zwischen Personen.

Welche weiteren Arten von Beziehungen thematisiert speziell die systemische Therapie?

  • Beziehungen zwischen inneren Anteilen: Während eine Seite sich z. B. nach Entlastung sehnt, mahnt eine andere innere Seite zu mehr Disziplin. Hier kommt es also zu einem inneren Beziehungskonflikt bzw. Zielkonflikt. Zirkuläre Fragen können hier Licht ins Dunkel bringen.
  • Beiziehungen zwischen gegensätzlichen Zielen. Eine Person will erfolgreich sein. Gleichzeitig will sie ihre aus armen Verhältnissen kommenden Eltern nicht beschämen. Dies ist ein Zielkonflikt. Er kann nur durch die Aufgabe eines der Ziele gelöst werden. Zirkuläre Fragen helfen dabei.

Es geht bei zirkulären Fragen darum, die Gedanken von Personen vom linear-kausalen Denken in ein zirkuläres Denken zu bringen.

Der Klient wird in den therapeutischen Sitzungen eingeladen, sich gedanklich mit seinem Systemumfeld zu beschäftigen.

Bei der Technik des zirkulären Fragens wird eine Person zum Beispiel gefragt, was sie glaubt, was eine andere Person aufgrund ihres Verhaltens fühlt.

Beispiele für zirkuläre Fragen in systemische Therapie und Beratung

  • Was denkst du, wie sich deine Schwester fühlt, wenn sie dich so wütend erlebt?
  • Was müssten deine Eltern tun, damit du deutlich öfter wütend wärest?
  • Wenn Ihr Freund oder Ihre Freundin in dieser Situation so handeln würde wie Sie, was würden Sie denken, was seine/ihre Motive sind?
  • Wie fühlt es sich an, wenn man Ihnen nicht zuhört?
  • Was denkt Ihr Chef, wenn Sie und Ihre Kollegen sich so uneins sind?

Zirkuläre Fragen können einem System zu einer positiven Entwicklung verhelfen. Sie können dazu beitragen, neue Gedanken, Ideen und Möglichkeiten für das System sichtbar werden zu lassen.

Was bewirken zirkuläre Fragen?

Neue Sichtweisen, neue Perspektiven. Wer seine Situation aus der Perspektive anderer Personen sieht, kommt auf neue Ideen. Auch hinsichtlich einer Lösung. Siehe hierzu auch den Glossareintrag über lösungsfokussiertes Denken. Durch zirkuläre Fragen kommen mentale Suchprozesse in Gang. Der Mensch verlässt gedanklich seine ich-bezogene Sicht. Er wird dazu angeleitet, sich in andere Personen aus seinem Systemumfeld hineinzuversetzen.

Ein festgefahrener Prozess kommt in Bewegung. Die Destabilisierung fester Problemmuster ist eine der Hauptaufgaben im systemischen Denken.

Was ist die in der Therapieszene bekannteste zirkuläre Frage?

Eine der berühmtesten zirkulären Fragen ist die Wunderfrage von Steve de Shazer.

Weitere Themen im Zusammenhang mit zirkulärem Fragen

  • Problemmuster erkennen
  • Unterschiedsfragen
  • Verschlimmerungsfragen

Weiterführende Links im Glossar

Was ist Business Coaching?

Was ist selbstreferentiell?