Gewaltfreie Kommunikation: Marshall Bertram Rosenberg neu betrachtet

Was ist gewaltfreie Kommunikation?

Gewaltfreie Kommunikation (Nonviolent Communication/GFK) ist ein Kommunikationskonzept des amerikanischen Psychologen Marshall B. Rosenberg. Es geht hier um die unerfüllten Bedürfnisse von Menschen. Ziel ist es, eine aggressive, von Vorwürfen durchsetzte Kampfsprache (Rosenberg nannte sie Wolfssprache) durch empathische Dialoge (Giraffensprache), zu ersetzen. Die Sprache des Herzens führt zu friedlich stimmenden Dialogen.

Videos von Marshall B. Rosenberg zeigen eindrucksvoll, wie Menschen in friedfertiger Sprache mit ihren Anliegen und Gefühlen in Kontakt kommen, diese artikulieren. Der Artikel zeigt, warum gewaltfreie Kommunikation (ab hier GFK genannt) immer eine wertschätzende Kommunikation ist – und um welche Werte es dabei geht.

Gewaltfreie Kommunikation basiert auf der Grundannahme, dass alle Worte, die wir verwenden, die Böses, Schlechtes oder Falsches bei einer anderen Person implizieren, zu jener Art von Denken gehören, die Gewalt auf unserem Planeten erzeugt. Gewaltfreie Kommunikation ist eine offenherzige Mitteilung aus dem Inneren – ohne jede Form von Kritik, Anklage oder Vorwurf. Ehrlichkeit aus dem Herzen. Marshall B. Rosenberg (frei übersetzt)

Was ist Kommunikation?

„Kommunikation findet statt, wenn ein Signal an mindestens zwei Stellen identisch interpretiert wird. [© Johannes Faupel, 2003]“

Kommunikation kommt von lat. communicare teilen. In diesem teilen steckt auch mitteilen. Kommunikation ist im soziologischen und psychologischen Sinne der Austausch von Informationen zu Daten und Falten sowie über Bedürfnisse, Gefühle, Anliegen, Befürchtungen.

Kommunikation hat einen rationalen und einen emotionalen Teil

Beispiel rationaler Teil von Kommunikation: Auf die Frage nach der Uhrzeit ist die korrekte Angabe der Tageszeit eine adäquate Antwort. Wenn die fragende und die antwortende Person dieselbe Sprache sprechen, ist die Kommunikation in diesem Falle erfolgreich gelaufen.

Beispiel emotionaler Teil von Kommunikation: Fragt eine Person die andere nach ihrem Befinden – und antwortet die gefragte Person mit „geht schon“, dann findet keine Kommunikation statt. Die fragende Person hat jede Menge Interpretationsspielraum, die Aussage zu deuten. Dies birgt viele Risiken. Während ein Mensch „geht schon“ als ausreichend gut einstuft, interpretiert ein anderer Mensch hier „schlecht“ hinein.

Wenn nun die befragte Person eine Aufgabe erteilt bekommt, weil ihre Aussage „geht schon“ als „ganz passabel“ gehört wurde (obwohl es ihr schlecht geht), könnte sie sich darüber aufregen, warum denn niemand merkt, wie schlecht es ihr wirklich geht.

Hier kann es zu unerklärlichen Aggressionen kommen.

Warum?

Weil da jemand dachte, das Gegenüber würde aus der Aussage „geht schon“ die Wahrheit herauslesen, sie also in „sehr schlecht“ übersetzen.

Kommunikation ist immer eine Holschuld

Warum Holschuld?

Wenn ich mich jemand mitteile, so muss ich mich vergewissern, dass meine Aussage in der gewünschten Weise angekommen ist. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass mein Umfeld das von mir Gesagte stets in meinem Sinne hört und interpretiert.

Die von mir eingeführte Definition „Kommunikation findet statt, wenn ein Signal an mindestens zwei Stellen identisch interpretiert wird“ zeigt die Bedeutung der Rückversicherung beim Empfänger. Erst wenn ich mich vergewissert habe, dass mein Signal „ich brauche Abstand“ beim Gegenüber angekommen ist und verstanden wurde, wird mein Gegenüber mir Abstand gewähren.

Gewaltfreie Kommunikation entsteht durch die gründliche Vergewisserung, dass Dialogpartner die Bedürfnisse der jeweils anderen Seite erkennen und soweit möglich erfüllen.

Zu den Bedürfnissen in der gewaltfreien Kommunikation zählt z. B., dass der Mensch sich gesehen, geachtet und gehört weiß.

Es kommt somit darauf an, Kommunikation im Sinne von Austauschen zu lernen.

Sprechen und schreiben zu lernen heißt noch nicht, kommunizieren zu lernen.

Bild für Gewaltfreie Kommunikation – Blumen in einer Vase

Bild für gewaltfreie Kommunikation – jemand etwas durch die Blume sagen

Gewaltfreie Kommunikation: Übersicht zum Kennenlernen

Hinter jeder Wut und jeder Aggression liegt wahrscheinlich ein unerfüllter Wunsch. Oft ist Mangelempfinden mit der Erwartung verbunden, zu kurz zu kommen. Die andere Seite (die Gegenseite) sieht nicht, was ich will, also muss ich meiner Enttäuschung darüber Nachdruck verleihen.

  • Und so bin ich unfreundlich.
  • Oder laut.
  • Oder beides.  

Mit etwas Distanz kommt die Ruhe

Wenn sich zwei Menschen nach einem heftigen Streit in Ruhe hinsetzen, um die Angelegenheit zu klären, kühlen sich ihre Gemüter ab. Ist der Mensch ganz bei sich, kann er seine Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche artikulieren. Das Gegenüber versteht und kann darauf eingehen, was der Mensch sich wünscht.

Diese Art der wertschätzenden, achtungsvollen und auch achtsamen Kommunikation braucht Übung.

Zuhören und angemessenes Sprechen sind nicht angeboren

Der Mensch kommt nicht als nur friedliches Lebewesen zur Welt. Von Anfang an geht es ums Überleben, speziell im Säuglingsalter.

  • Wenn es gut läuft, erfährt und erlernt ein Mensch in den ersten Lebensmonaten und -jahren, wie er seine lebensnotwendigen und seine gesellschaftlichen Anliegen und Bedürfnisse in Erfüllung bringen kann
  • Wenn es weniger gut läuft, wächst ein Mensch in einem sozialen Kampfgebiet auf. Wenig Einfühlsamkeit der Eltern und Erzieher, prekäre Lebensumstände – und so bildet sich eine Persönlichkeit heraus, die im Eroberungsmodus, im Kampf und in der Verteidigung zu überleben versucht.
  • Mit schmerzhaften, oft auch fatalen Konsequenzen – bis hin zur Entzweiung von Menschen und zur körperlichen Gewalt.

Das Konzept der gewaltfreien Kommunikation: mit anderen Ohren hören, paraphrasieren, verlangsamen

In Videos von Marshall B. Rosenberg sehen wir einen ruhigen, kraftvollen Mann, der mit seinen Handpuppen (Giraffe und Wolf) in Rollenspielen unterschiedliche Formen von Kommunikation demonstriert.

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Wollen Sie sich darüber hinaus intensiv mit GFK befassen? Hören Sie hier die Lange Nacht der GFK im Deutschlandfunk

Giraffensprache und Wolfssprache: wesentlich in der GFK

Marshall B. Rosenberg demonstrierte die gewaltfreie Kommunikation mit zwei Handpuppen. Die eine Handpuppe war eine Giraffe, die andere ein Wolf.

So ließ Rosenberg die beiden Handpuppen Dialoge führen und kommentierte diese.

Was ist Giraffensprache bei Rosenberg?

Die Giraffensprache für die friedfertige, unaufgeregte Wortwahl. Rosenberg wählte die Giraffe, weil sie das größte Herz der auf dem Land lebenden Tiere hat. Giraffensprache kommt aus dem Herzen. Es lag Rosenberg viel daran, dass die Menschen ihre verborgenen Bedürfnisse zu artikulieren lernen. Mit einer Sprache, die aus dem Herzen kommt.

Was ist Wolfssprache bei Rosenberg?

Mit Wolfssprache meinte Marshall B. Rosenberg Sprachmuster, die in Verbindung mit Anklage, Verhör und Forderung stehen.

Wenn Wolfssprache hörbar wird, ist bereits einiges an innerer Eskalation passiert – auf beiden Seiten. Es ist nur eine Frage der Zeit – meistens Sekunden, und die Sache eskaliert: zuerst im Inneren der Menschen (intrapersonal), dann zwischen ihnen.

Was passiert im Konflikt?

Im Konflikt eskaliert Ohnmacht. Die Ohnmacht, sich den eigenen Gefühlen ausgeliefert zu sehen.

  • Jemand fühlt z. B. Schmerz durch mangelnde Wertschätzung, Herabwürdigung.
  • Sie oder er fühlt, dass es Bedürfnisse gibt, diese aber nicht gesehen werden.
  • Für den Schmerz, dem unerfüllte Bedürfnisse erzeugen, macht er eine andere Person verantwortlich.
  • Diese Person mag wirklich einen Fehler begangen haben.
  • Und es gibt jene Fälle, in denen jemand etwas ohne verletzende Absicht äußert – dennoch kommt es so beim Gesprächspartner, Beziehungspartner oder auch Geschäftspartner / Kollegen an.

Das vermeintliche oder tatsächliche Versagen eines Menschen wird zum Zündstoff der Auseinandersetzung. Unsere Kommunikationsdefizite kommen u. a. davon, dass wir in unserer Sozialisation eine Sache kaum lernen: Wir lernen nicht, uns und unsere Anliegen und Bedürfnisse wahrzunehmen.

Wie kann der Konflikt abgewendet werden?

Dialoge verlangsamen, genau hinhören, mit eigenen Worten wiederholen und fragen, ob dies so richtig verstanden wurde, dabei auf die eigenen Gefühle achten. Die eigenen Gefühle von den Handlungen anderer Menschen bewusst abkoppeln.

Wer bei sich bleibt, kann nicht so schnell außer sich sein vor Zorn

Die Sprache sagt, was in der Psyche passiert. Außer sich sein, nicht bei Sinnen sein vor Wut. Das bringt zum Ausdruck, was im Menschen passiert, wenn er den Kontakt zu sich verliert.

Das A und O wertschätzender Kommunikation ist daher die Bereitschaft, seine eigenen Empfindungen wahrzunehmen und verstehen zu lernen.

Hierzu empfiehlt sich auch das Buch „Was deine Wut dir sagen will: überraschende Einsichten“ von Marshall B. Rosenberg.

Wie gelingt gewaltfreie Kommunikation in Beziehungen?

Gewaltfreie Kommunikation in familiären Beziehungen und Freundschaften kann gelingen, wenn alle Beteiligten des Beziehungssystems wissen, dass es gewaltfreie Kommunikation gibt. Es kommt darauf an, sich auf die Spielregeln der Kommunikation zu verständigen.

  • Es ist in Ordnung, wenn meine Botschaft noch nicht bei Dir angekommen ist. Kommunikation ist eine Bringschuld, daher muss ich dafür sorgen, dass Du alles empfangen kannst, was ich mit Dir teilen, also Dir mitteilen will.
  • Es ist in Ordnung, wenn ich Dich noch nicht verstehe. Lass mich erfahren, worum es Dir in unserer Kommunikation wirklich geht. Ich danke Dir für Deine Geduld, mir ganz genau darzulegen, was Deine Bedürfnisse sind und wie ich dazu beitragen kann, dass Du Dich gesehen und geachtet fühlst.
  • Wir dürfen jederzeit (und werden immer wieder) aneinander vorbeireden.
Drei Raben im Park

Raben im Park: wissen, was sie brauchen. Natürlicher Umgang mit Konflikten.

Neue Aspekte in der gewaltfreien Kommunikation

Sehen wir uns an, was im Gehirn abläuft, bevor ein Mensch mit einem anderen Menschen zu sprechen beginnt.

  • Da gibt es Erwartungen, also Grundannahmen über das, was gleich passieren wird, wenn ich ein Thema anspreche.
  • Wenn ich mir nicht sicher bin, ob mein Thema bzw. Anliegen willkommen ist und vom Gegenüber gehört wird, rede ich um den heißen Brei herum.
  • Erst recht wird es schwierig, wenn ich mein eigenes Anliegen nicht fühlen und zum Ausdruck bringen kann.
  • Vermeidende Sprache wirkt gekünstelt.
  • Mein Gesprächspartner merkt zwar, dass ich um mehrere Ecken herum kommuniziere – aber er kann meine Rede nicht dechiffrieren.

Voraussetzung für einen präzise ausgesprochenen Satz ist Klarheit.

Es braucht Klarheit in den eigenen Gedanken und Überzeugungen

Es braucht tragfähige Sicherheit und Überzeugung, dass mein Anliegen berechtigt und angemessen ist. Vorher aber muss erst einmal mir selbst klar sein, dass ich ein Anliegen habe. Nur dann kann ich eine klare Botschaft senden, die mein Gegenüber, mein Verhandlungspartner oder Lebenspartner versteht (übrigens sind Lebenspartner öfter Verhandlungspartner, als Sie vielleicht denken).

Oft aber sind sich Menschen nicht sicher, ob es ihnen zusteht, eine Bitte zu äußern oder eine gesunde Grenze zu ziehen.

“The highest form of human intelligence is to observe yourself without judgment.”
― Jiddu Krishnamurti
Soweit, so gut.

Was spielt sich in einem Menschen ab, der mit sich selbst in einem Konflikt ist?

Wie sollte ein Mensch einen wertschätzenden Dialog mit anderen entwickeln, wenn er sich selbst fortwährend abwertet? Wenn er noch nicht einmal Zugang zu dem hat, was sein Herzenswunsch ist? Oder wenn er eine Ahnung von diesem Herzensanliegen hat, aber in einen Wertekonflikt, Gewissenskonflikt oder Loyalitätskonflikt gerät?

Dann ist es nicht damit getan, zwischen zwei Menschen als Vermittler, als Mediator und Übersetzer von Anliegen zu arbeiten.

Diese Frage ist im gegebenen Fall wertschätzend und behutsam unter vier Augen mit der betreffenden Person herauszufinden. Hier trifft die gewaltfreie Kommunikation auf das Ego-State-Konzept.

GFK plus Ego-State-Therapy – wie geht es meinen verschiedenen inneren Anteilen?

Wertschätzende Kommunikation hat ihren Ursprung immer im Menschen selbst. Nur dann kann er angemessen zum Ausdruck bringen, was seine Anliegen sind, wo seine Grenzen verlaufen, z. B. Grenzen der Belastbarkeit.

Wie kommen wir mit unseren Gedanken in Konflikt?

In unseren Gedanken werden sie manifest: Zielkonflikte, Loyalitätskonflikte, Wertekonflikte, persönliche Konflikte. Oft finden regelrechte Machtkämpfe im Inneren des Menschen statt. Je nachdem, welche Seite gewinnt – der Kämpfer, der Zurückhaltende oder der Moderierende, erhalten wir ein anderes Ergebnis, genannt. Entscheidung. Jeder Mensch, der sich schon beim morgendlichen  Gedankenkreisen beobachtet hat, weiß: Gedanken können sich wie Gegner anfühlen.

Die Störung von Dialogen beginnt schon vor dem ersten Wort: in den Köpfen der Dialogpartner. Es kommt auf beiden Seiten zu Verunsicherung:

Darf ich mir erlauben, über meine Anliegen zu sprechen? Spüre bzw. kenne ich sie überhaupt?  

Und bei der anderen Seite kommt in solchen Fällen an:

Da versucht jemand etwas Überzogenes, jemand will mich übervorteilen. Diese Person ist sich nicht sicher, wie also kann ich es sein?

Und so nimmt eine überaus schwierige Kommunikation ihren Lauf. Der Inhalt der Rede ist nicht so wichtig wie die Form, die Körpersprache, die Regelung von Nähe und Distanz.

Der entscheidende Faktor in der zwischenmenschlichen, gewaltfreien Kommunikation ist die vorgelagerte innere Kommunikation.

Innere Dialoge – auch unbewusst laufende – bahnen das an, was den Mund als Rede verlässt.

Es ist unverzichtbar, dass wir uns vor jeder Begegnung selbst versichern:

Alle meine Anliegen sind berechtigt. Ich höre und fühle in mich hinein. Ich sage wertschätzend und klar, was mein Anliegen ist. Und ich nenne es genau so.

Mit Hilfe von Supervision und Kommunikationstraining können Sie – auch in Teams von Unternehmen – erarbeiten, was es heißt, Anliegen zu haben. Wie sich diese anfühlen und wie Sie zu einer Vermittlerinstanz in sich selbst werden können.

Wenden wir uns nun dem Teil der zwischenmenschlichen Kommunikation zu, den andere sehen und hören können. Es handelt sich um die Signale, die in mimischer, gestischer, schriftlicher und verbaler Form nach außen dringen.

Was heißt gewaltfreie Kommunikation auf intrapersonaler Ebene?

Intrapersonal nennt man in der Psychologie solche Phänomene in der Kommunikation, die innerhalb einer Person ablaufen. Die Rede ist von der Kommunikation zwischen den inneren Anteilen des Menschen. Gemeint sind nicht nur innere Dialoge, wie wir sie in Form von Selbstgesprächen kennen. Es geht auch um den Austausch zwischen den Persönlichkeitsanteilen, auch um Dominanz.

„Während eine Seite von mir X will, ist eine andere Seite von mir darauf bedacht, X nur in einem bestimmtem Maß zuzulassen.“

Oder:

„Während eine innere Seite voller Sehnsucht nach Y ist, lehnte eine andere innere Seite es bisher ab, weil hier Wertvorstellungen aus einem anderen Kontext im Weg standen.“

Es kann zu heftigen inneren Auseinandersetzungen kommen, die sich im (nicht seltenen) ungünstigen Fall in selbstschädigendem Verhalten entladen können. Exzessive Anstrengungen (Workoholic) oder die Selbstmedikation mit Sedativa wie Alkohol und anderen Substanzen können speziell auftreten, wenn innere Anspannungen nicht zu lösen sind. Double-Bind-Situationen zählen dazu.

Durch Introspektion zu intrapersonal gewaltfreier Kommunikation

Die Introspektion ist eine der Grundvoraussetzungen für den Aufbau einer sich selbst wertschätzenden, intrapersonal verletzungsfreien Kommunikation. Introspektion beschreibt Vorgänge des Sehens nach innen. Ein Mensch beobachtet sich beim Denken – und beim Fühlen. Eine Bewertung wird hier nicht vorgenommen.

Im Moment der Bewertung tauchen unweigerlich Parameter auf, die in Verbindung mit Machtkonzepten und Hierarchien stehen können:

  • Mein Standpunkt ist besser als deiner.

  • Meine Meinung zählt mehr.

  • Ich habe eine deutlich größere Lebenserfahrung als du.

  • Im Gegensatz zu dir habe ich wenigstens diese Werte.

  • In meinem Wertesystem existiert wenigstens noch X.

Beispiel für Introspektion bei einer erlebten Kränkung

Jemand erfährt davon, dass ein Geschenk, das er mit Bedacht ausgesucht und mit Liebe gegeben hatte, auf einer Plattform für Kleinanzeigen verkauft wurde. Statt den Verkäufer einer schlechten Tat zu beschuldigen, wendet sich der Mensch sich selbst emphatisch zu und beschreibt sich gegenüber die Sache so: „Ein nahestehender Mensch hat ein Geschenk verkauft, das ich ihm gemacht hatte. Ich fühle mich im Moment sehr gekränkt, traurig, weil ich den Eindruck habe, hintergangen worden zu sein. Ich teile dem Menschen mit, dass ich den Wunsch habe, dass er Geschenke annimmt und sich an ihnen erfreut, zumal dann, wenn sie einen dauerhaften Nutzwert haben, etwa ein Werkzeug.“

Was ist hier passiert?

Bedürfnisse und Gefühle bekommen ihren Platz. Die Person hat den Vorgang (Geschenk wurde verkauft) sachlich und neutral beschrieben. Danach hat die Person ihre Gefühle beschrieben. Und sie hat für sich formuliert, wie sie es in Zukunft gehandhabt wissen möchte, sollte sie der Person noch einmal ein Geschenk machen. Das kann schon zu einer erheblichen Beruhigung und Besänftigung innerhalb der Person führen. In der Folge kann sich dies auch gut auf die zwischenmenschlichen Beziehungen auswirken.

Das ist ein Beispiel für innere gewaltfreie Kommunikation. Sie hat den großen Vorteil, dass der Mensch, der eine Kränkung erlebt hat, diese als solche wahrnimmt, vor allem seine Gefühle beschreibt. Ohne diesen Vorgang würde der Mensch womöglich in Zorn ausbrechen und die Person, die sein Geschenk verkauft hat, in einen Streit verwickeln, Vorwürfe machen und Bewertungen anstellen.

Weder würde das Geschenk vom Käufer zurückgebracht und die Hände des Beschenkten zurückgegeben werden, noch wäre sonst etwas damit gewonnen.

Empathie ist auch Übungssache

Empathie (aus dem Griechischen, wörtlich übersetzt: die Fähigkeit, leidvolles wie leidenschaftliches Erleben eines anderen Menschen nachzuvollziehen), ist dem Menschen nicht in vollem Umfang in die Wiege gelegt.

Stets spielt in sozialen Systemen die jeweilige Sozialisierung eine große Rolle. Wer in eine kämpferische Kultur hineingeboren wird, entwickelt ein anderes Maß an Empathie als ein Klosterschüler.

Ein aktueller Mangel an Empathie jedoch ist kein Schicksal. Lediglich eine Beschreibung zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Jeder Konfliktlösungsprozess beginnt damit, in sich selbst und das Gegenüber hineinzuspüren. Es geht darum, Kommunikationsfallen (Warum-Fragen, Vorwürfe, schnelle Schlussfolgerungen usw.) zu erkennen.

Sich selbst ein guter Gesprächspartner werden

Hand aufs Herz:

  • Wie sind Sie heute bis jetzt mit sich umgegangen?
  • Waren Sie mit etwas unzufrieden?
  • Wie haben Sie es sich selbst gegenüber dargestellt?
  • Haben Sie sich einen Vorwurf gemacht? Oder haben Sie mit Wertschätzung ein Anliegen formuliert?
  • Hier ist die Einladung an Sie: Lernen Sie wertschätzende Kommunikation mit sich selbst. Für Ihre innere Dialogkultur. Das hat deutliche Auswirkungen auf das, was im Außen abläuft, im Dialog mit Ihren Mitmenschen.

Beginnen Sie, gewaltfreie Kommunikation zu lernen – auf intrapersonaler Ebene, also in sich selbst, im friedlichen Selbstgespräch

In folgenden Situationen kann dieses Angebot für Sie interessant sein.

Machen Sie den Test

  • Stellen Sie sich vor, Sie bauen ab jetzt mit sich selbst eine Beziehung auf, die von Respekt und Wertschätzung geprägt ist. Respekt und Wertschätzung für sich selbst. Fühlt sich das gut an?
  • Sie fühlen sich bisher von anderen oft vernachlässigt oder gönnen sich selbst nichts?
  • Sie haben öfter den Eindruck, Sie würden zu kurz kommen, man würde Sie übervorteilen?
  • Sie können Anerkennung bis jetzt nicht gut annehmen, trauen der Sache nicht, wenn jemand Sie lobt?
  • Sie gehen mit sich ins Gericht, wenn Ihnen etwas nicht sofort gelingt?
  • Es fällt Ihnen bislang schwer, Grenzen zu ziehen und für Ihre Anliegen einzutreten?
  • Sie haben es schon öfter erlebt, dass Sie in erbarmungsloser Weise mit sich umgegangen sind und Dauerhöchstleistungen von sich verlangten? So etwas kann irgendwann in ein Burnout-Syndrom führen.

Wenn Sie bei einer oder mehreren der Fragen eine Zustimmung verspüren, könnte die Weiterentwicklung von Rosenbergs Kommunikationskonzept eine interessante Erfahrung mit einer echten Aufwertung der Lebensqualität sein.

Wer nicht bei sich ist, ist außer sich – warum kommt es dazu? Wie kann GFK hier helfen?

Wir sollen möglichst immer an die anderen denken

Das Interesse an den Wünschen der Mitmenschen ist natürlich richtig und gut. Es ist die Basis sozialen Miteinanders.

An die anderen zu denken reicht nicht

Wenn wir ausschließlich an die anderen denken, wie wir es ihnen recht machen können, kommen wir automatisch zu kurz. Und dann dauert es nicht lange, bis sich innere Seiten von uns zu Recht beschweren. Für das Gegenüber wirkt das dann wie eine grundlose Attacke, ein Angriff ohne Anlass.

Wer nur an andere denkt, ist ständig außerhalb von sich – und daher schnell außer sich

Die Formulierung „außer sich vor Wut“ zu sein besagt es bildhaft. Wenn ein Mensch den Kontakt zu seinen Anliegen verliert oder gar nicht erst hat, macht er seine Umgebung für alles verantwortlich – auch dafür, dass sie die Bedürfnisse nicht sieht, die aber ein Mensch doch nur selbst wahrnehmen kann. Wer denkt, er dürfe nicht klar aussprechen, was er benötigt und sich wünscht, macht die anderen für sein Glück verantwortlich.

Die gewaltfreie Kommunikation beginnt in uns selbst. Wenn wir uns klarmachen, wie wir in uns friedfertige Dialoge entwickeln, gelingt eine konstruktive Interaktion auch mit anderen Menschen.

Mustersätze für enttäuschte Erwartungen, die sich im Vorwurf oder der Resignation offenbaren

Viele Menschen erwarten, dass ihre Kollegen oder Lebenspartner von sich aus erkennen, was in ihnen vorgeht, was sie sich wünschen usw. Damit verbinden sie die Erwartung, dass die Umgebung von alleine alles gibt, wonach einem der Sinn steht – und vermeidet, was man nicht mag. Diese Idee ist natürlich nicht mit dem Leben vereinbar, und so hören wir sie, die altbekannten Anschuldigungen:

  • Du ärgerst mich
  • Du machst mir schlechte Gefühle
  • Es ist Ihre Schuld, dass ich mich so aufrege!
  • Immer werde ich übergangen!
  • Am liebsten würde ich wegen Ihres Verhaltens jeden Kontakt abbrechen

Introspektion – innere Dialoge

Loyal verpflichtet – im Double Bind?

Loyal verpflichtet – zudem im Double Bind gefangen?

Loyal und verpflichtet: zuerst gegenüber mir selbst

Aus dem Ruder gelaufene Empathie kann sich in einer Doppelbindung (Double Bind) äußern

Ich fühle zwar irgendwo, dass ich etwas für mich tun sollte. Aber ich stelle die Bedürfnisse eines anderen Menschen über meine Anliegen. 

In der Vermeidung von Gefühlen und Anliegen liegt viel Konfliktstoff.

Sympathie und Empathie haben mit Bindung zu tun. Bindung kann aus Zuneigung entstehen – oder an implizite wie explizite Verpflichtungen geknüpft sein. Beispielsweise das Phänomen der Parentifizierung und die Überverantwortlichkeit führen zu einer Selbstüberforderung.

Mustersätze für enttäuschte Erwartungen, die sich im Vorwurf oder der Resignation offenbaren

Viele Menschen erwarten, dass ihre Kollegen oder Lebenspartner von sich aus erkennen, was in ihnen vorgeht, was sie sich wünschen usw. Damit verbinden sie die Erwartung, dass die Umgebung von alleine alles gibt, wonach einem der Sinn steht – und vermeidet, was man nicht mag. Diese Idee ist natürlich nicht mit dem Leben vereinbar, und so hören wir sie, die altbekannten Anschuldigungen:

  • Du ärgerst mich
  • Du machst mir schlechte Gefühle
  • Es ist Ihre Schuld, dass ich mich so aufrege!
  • Immer werde ich übergangen!
  • Am liebsten würde ich wegen Ihres Verhaltens jeden Kontakt abbrechen

So erkennen Sie Kommunikationsfallen

  • Lernen Sie, Denkimpulse und innere Gesprächsmuster schon in ihrem Entstehen zu erkennen. Spüren Sie in sich hinein, wenn mit Ihnen „der Gaul durchgehen will“ oder wenn Sie „an die Decke gehen“ könnten. Bleiben Sie dann bei sich. Sagen Sie sich:
  • Das sind meine Gefühle, und sie sind momentan deutlich zu spüren. Sie haben mit mir und meinen Bedürfnissen zu tun. Ich will dafür sorgen, dass ich einen Weg finde, meine Anliegen erfüllt zu bekommen. Mit Wertschätzung und in adäquater Form.
  • Werden Sie von Tag zu Tag besser darin, die mit Kommunikationsfallen verbundenen Gefühle wahrzunehmen. Ohne sie zu bewerten.
  • Wenn Sie sich bei Versuchen des Schuldnachweisens erleben, lenken Sie ein, bleiben Sie ruhig. Wenden Sie sich selbst zu und seien Sie freundlich zu sich.

Gewaltfreie Kommunikation in der Business-Welt

Hausfront mit Büros Frankfurt

Hinter wie vielen Fenstern sitzen Menschen mit konfliktreicher Sprache?

Menschen geben ihre Anliegen natürlich nicht an der Garderobe des Arbeitsplatzes ab. Deshalb gelten alle Erkenntnisse und Erfahrungen zur gewaltfreien Kommunikation in besonderer Weise auch im Geschäftsleben.

Im Büro, auf der Konferenz, beim Sales Pitch: überall dort treffen persönliche Anliegen (Einkommen, Wertschätzung, Anerkennung, Sicherheit) auf hierarchisch übergeordnete Werte und Anordnungen, die im Konflikt mit den eigenen Prioritäten stehen können.

Das Hemd ist einem auch im Job näher als die Jacke. Die eigenen Anliegen zählen mehr – auf einer bestimmen Bewusstseinsebene

  • Es muss eine präzise, auf die eigene Person maßgeschneiderte Sprache für den Unternehmensalltag gefunden werden.
  • So können die gesunden Grenzen zu Kollegen und Vorgesetzten  gezogen werden – und es wird gleichzeitig eine gedeihliche Zusammenarbeit möglich.

In der gesunden Grenzziehung liegt einer der Schlüssel zu gewaltfreier Kommunikation im Unternehmen

Nehmen Sie in folgenden Fällen Kontakt auf:

  • Mobbing
  • Streitigkeiten
  • Absentismus
  • Permanent unfreundlicher Umgangston
  • Grabenkämpfe und Fürstentümer im Unternehmen

Wir helfen Unternehmen dabei, eine Kultur wertschätzender Kommunikation zu entwickeln.

Gewaltfreie Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation GFK

Gewaltfreien Kommunikation

Vier-Seiten-Modell

Ich-Botschaften

Nonviolent communication

Kunde des Lebens

Sprache des Lebens

Sprache des Herzens

GFK ist die Haltung, ein Bedürfnis des Herzens als von Herzen kommend zum Ausdruck zu bringen

Methode

Gewaltfreie Kommunikation ist eine Frage des Trainings

Wir sollen eine Verbindung herstellen von uns zu den anderen, vom Verstand zu den Gefühlen, von den Fakten zu den Emotionen